Augsburg feiert seinen Bistumspatron

Der Hut des heiligen Ulrich?

Das Bistum Augsburg feiert seinen Patron – und in diesem Jahr sogar doppelt. Am 4. Juli vor 1050 Jahren starb der heilige Ulrich (890 bis 973). Am 28. Dezember vor 1100 wurde er zum Bischof geweiht. „Mit dem Ohr des Herzens“ lautet das Motto des Jubiläumsjahrs 2023/2024. Eingeläutet wird es mit der Erhebung des Ulrichsschreins am 3. Juli in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg.

Ulrich wurde 890 geboren und wuchs in Wittislingen bei Dillingen auf. Er war der Sohn des Gaugrafen Hupald von Dillingen und seiner Frau Dietburga (Dietpirch). Mit etwa zehn Jahren sandte ihn sein Vater, der für seinen Sohn eine kirchliche Karriere vorsah, zur Ausbildung in die Benediktiner­abtei St. Gallen. Bis 908 soll Ulrich dort gelernt und studiert haben, bevor er in der Heimat die Stelle eines Kämmerers beim Bischof von Augsburg annahm und wahrscheinlich die Priesterweihe empfing. 

Verteidigung der Stadt

923 wählte ihn der Augsburger Domklerus zum Oberhirten des Bistums. Am 28. Dezember 923 empfing er – vermutlich in Mainz – die Bischofsweihe. Schon bald begannen die Ungarn mit ihren Kriegszügen gegen die deutschen Lande. Seine Bischofsstadt ließ Ulrich befestigen. Als die Ungarn 955 vor Augsburg standen, leitete der Bischof erfolgreich die Verteidigung der Stadt. Mit König Otto I., dem späteren Kaiser, stand er in engem Kontakt. Viele Male begleitete er den König und sein Gefolge.

Als Bischof war Ulrich zugleich Seelsorger und Missionar des Volks sowie Lehensmann des Königs. Er sorgte für die Klöster und speiste die Armen. Der heilige Ulrich war ein Hirte nahe bei den Menschen. Unermüdlich war er in seinem Bistum und weit über dessen Grenzen hinaus unterwegs. Das belegt die lange Liste von Orten, die Ulrich nach den Berichten seiner Biografen besuchte. Mindestens viermal pilgerte er nach Rom.

Ulrichs Kopfbedeckung?

Die Pfarrei St. Ulrich in Lauben bei Kempten im Allgäu hütet eine geheimnisvolle Besonderheit, die womöglich direkt mit dem heiligen Ulrich und seiner Reisetätigkeit in Verbindung steht: einen hirsch­ledernen Hut. Er soll dem Bischof auf Reisen als Kopfbedeckung gedient haben. In der 1273 erstmals erwähnten alten Laubener Pfarrkirche St. Ulrich hatte der „Ulrichshut“ seinen Platz in einer gläsernen Barockvitrine. 

In früheren Zeiten, berichten alte Pfarrbücher, wurde er den Gläubigen sogar „zum Küssen gereicht“. Auf jeden Fall war der Ulrichshut im Bewusstsein der Laubener fest verankert. Kirchenpfleger Willi Fischer, der in dem Oberallgäuer Dorf geboren ist, erinnert sich, wie er ihn schon als Ministrant in der alten Kirche bestaunte. „Er war neben dem Aufgang zur Kanzel zu sehen“, sagt er. 

Als 1972 das Pfarrzen­trum samt neuer Pfarrkirche geweiht wurde, zog der sagenumwobene Hut mit um. „Er wird seitdem einmal im Jahr zum Patrozinium im Festgottesdienst gezeigt“, sagt Pfarrsekretärin Monika Christ. Der Legende nach soll Ulrich den Hut einst in Lauben vergessen haben. Eine andere Version besagt, dass er ihn einem nördlich von Kempten lebenden Einsiedler geschenkt hat. 

Geschützt wird das kostbare historische Stück von einer mit Goldfäden und Perlen verzierten seidenen Schmuckhülle sowie einer mit Silberborten besetzten Hülle aus dem 19. beziehungsweise 20. Jahrhundert. Auffällig sind die Ausmaße: Die Kuppe des Huts nimmt sich fast winzig aus im Vergleich zur ausladenden Krempe. 

Die Kemptener Archäologin Birgit Kata, die den Hut untersucht hat, hält es für unwahrscheinlich, dass der Heilige den Hut wirklich benutzt hat. Sie geht viel mehr davon aus, dass das Objekt, dessen Leder mit den Buchstaben „S“ und „U“ für „Sanctus Ulricus“ verziert ist, im Mittelalter angefertigt worden sein könnte, um durch die Berührung mit den Gebeinen des heiligen Ulrich zu einer Sekundärreliquie zu werden. „Das könnte bei einer der Graböffnungen geschehen sein“, erklärt Kata. In Frage kommt aus ihrer Sicht besonders das Jahr 1183. 

Auch wenn ihn Ulrich nicht selbst getragen haben sollte – der Hut passt ausgezeichnet zum Bischof als gutem Hirten seines Bistums. In Lauben erzählt man sich bis heute, dass Ulrich einst die alte Dorfkirche geweiht haben soll. „Auch wenn das mit den Lebens­daten nicht ganz zusammenpasst“, sagt Monika Christ. Am Eingangsportal des vor der alten Dorfkirche liegenden Friedhofs ist der Heilige mit Fisch und Bischofsstab dargestellt. Dahinter verbirgt sich, sorgfältig konserviert, das originale Fresko. 

Seine letzte Rom-Reise

971 brach Ulrich zu seiner letzten Rom-Pilgerreise auf. Auf dem Rückweg traf er in Ravenna Kaiser Otto und empfahl diesem Adalbero, Ulrichs Neffen, als Nachfolger im Bischofsamt. Doch die Synode von Ingelheim lehnte den Vorschlag ab. Bald darauf starb Adalbero. Während eines Aufenthalts im Kloster Staffelsee auf der Insel Wörth erfuhr Ulrich vom Tod des Kaisers. Am 4. Juli 973 starb der Bischof. Bei der Augsburger Afrakirche fand er seine letzte Ruhe­stätte. 

Ulrich Schwab und Susanne Loreck